Pete J. Pichler
Die DOGBODYS-Saga
Hallo! Hier kommt die WAHRE Story der DOGBODYS – zumindest meine Zeit mit der Band. Was danach kam? Keine Ahnung, ich war ja nicht mehr dabei!
Okay, zugegeben, wir waren vielleicht nicht die besten Musiker, aber unser Sound hatte Power und Herz. Die Verstärker waren laut, das gehörte einfach dazu. Wir stürmten jede Bühne, als wären wir die grössten Stars. Wir hatten jede Menge Energie und glaubten fest an die Kraft von drei Akkorden. Es war eine wilde, unvergessliche Zeit. Unser Sound war energiegeladen, chaotisch und ja, vielleicht nicht immer perfekt – aber genau das machte uns aus!
An alle damaligen Punkmusiker: Zieht euch jetzt bloss nicht die Haare aus! Ein bisschen übertreiben gehört doch dazu, oder?
Keine Platte, aber jede Menge Krawall
Was für eine Zeitreise! Ich war also der Gitarrist bei den DOGBODYS – einer klassischen 77er Punkband, deren musikalische Wurzeln tief im amerikanischen Prä-Punk à la Iggy Pop und MC5 steckten, mit einem guten Schuss SEX PISTOLS obendrauf (wie das ox-fanzine.de treffend bemerkte).
Wir haben damals nie einen Tonträger herausgebracht, aber ich kann dir sagen: Wir waren 1977 neben den Nasal Boys die aktivste Punkband in Zürich.
Von der Gründung der Dogbodys bis März 1978 war ich als Gitarrist dabei. Und es ist verrückt: Nach über 40 Jahren werde ich immer wieder von den unterschiedlichsten Leuten an die DOGBODYS erinnert.
Verrückte Zufälle und alte Bekannte
Da gab es zum Beispiel den besten Schulfreund meines Sohnes, dessen Vater tatsächlich ein Mitglied der NASAL BOYS war – wie klein die Welt doch ist! Oder ein Treffen mit Ur-Punks, bei dem Ray dabei war. Seit diesem Zeitpunkt hatten wir wieder Kontakt, bis Ray gesundheitliche Probleme bekam und wir uns leider wieder aus den Augen verloren haben. Ja, und das Beste kommt noch: Ich hatte ein Foto von unserem ersten Bassisten "Sex" und konnte mich einfach nicht mehr an seinen richtigen Namen erinnern. Ich gab dieses Bild an Luker Grand, und er schrieb mir prompt, dass er noch Kontakt zu Stascha (Sex) hat! Das war eine echte Überraschung. Und apropos alte Bekannte: Erst im Mai 2025 kontaktierte mich Alec per Telefon. Wir werden uns voraussichtlich im September nach unseren Ferien treffen. Wow, ich hoffe wirklich, dass das klappt!
Ich muss schon sagen, das war eine irre, coole und wunderschöne Zeit. In meinem Keller habe ich noch Fotos, Medienartikel und Plakate, die ich damals gesammelt habe. Ich versuche gerade, die vergilbten, verblassten und brüchigen Dokumente so gut wie möglich zu scannen und hier auf meiner Webseite zu zeigen. Sollte ich hier auf dieser Seite jemanden vergessen haben zu erwähnen, ist das keinesfalls Absicht. Es sind schliesslich schon einige Jahrzehnte vergangen! Sobald ich neues Material habe, wird diese Seite natürlich aktualisiert. Ebenfalls habe ich von Luker noch genauere Daten erhalten, und dafür bedanke ich mich herzlich. Ich freue mich darauf, diese Zeit mit euch zu teilen und bin gespannt, welche Erinnerungen diese Seite bei euch wecken wird!
1. Formation
Gründing der DOGBODYS - Vom Jelmoli-Inserat zur Punkrock-Explosion – und einem Bassisten, der nie Bass spielte!
Na, das nenn ich mal eine Gründungssaga!
Edi Gross am Schlagzeug und ich, Pete Pichler, an der Gitarre – bis '76 waren wir Rocker durch und durch, inspiriert von den ganz Grossen: NEW YORK DOLLS, KISS, RAMONES und AEROSMITH. Die Bühne war quasi unser Wohnzimmer, und die Verstärker unsere besten Freunde.
Aber uns fehlte was, so ein gewisses Etwas, das aus Krach Musik macht: ein Sänger und ein Bassist. Und wo findet man die besten Talente? Richtig, im Kaufhaus! Genauer gesagt, in der Jugendabteilung "Spot Light" bei Jelmoli in Zürich. Da konnte man nämlich gratis Inserate aufgeben – quasi das Tinder für Musiker, nur analog und mit weniger Swiping. Und siehe da, unser Ruf nach Verstärkung wurde erhört! Es meldete sich der Engländer Ray Fairbrother. Der kam nicht nur mit 'ner coolen Attitüde, sondern auch mit brandheissen News direkt aus der Londoner Punkszene.
Wir waren sofort Feuer und Flamme und haben uns direkt die Platten von CLASH und den SEX PISTOLS besorgt.
Alter Schwede, dieser Sound! Da konnte man wirklich die "Sau" rauslassen und einfach mal alles vergessen.
Ray's Kumpel, Felix Weber alias "Dicki", hat uns dann versprochen, den Bass zu zupfen. Klappte nie so wirklich mit dem Bassspielen, aber "Dicki" war unser Mann für alles andere, was wir so brauchten. Er war quasi der heimliche MVP (Most Valuable Player) hinter den Kulissen, der uns immer den Rücken freigehalten hat.
Und genau deshalb, gehörte er irgendwie auch zu den DOGBODYS! Was für eine Zeit!
1. Konzert
Bassisten-Flucht und Studenten-Chaos
Unser glorreiches Debüt! Der 17. Oktober 1977 – ein Datum, das in die Annalen der Rockgeschichte eingehen sollte (oder zumindest in unsere persönliche Anekdoten-Sammlung).
Es war der Tag, an dem die DOGBODYS zum allerersten Mal die Bühne, pardon, den Studenten-Keller im Zürcher Englischviertel, betraten. Das war die perfekte Location für unsere rohe Energie, dachten wir. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Unser Bassist, ein gewisser Enzo, entschied sich im letzten Moment, das Weite zu suchen. War es Lampenfieber? Eine plötzliche Allergie gegen laute Musik? Wir wissen es bis heute nicht. Fakt ist: Die DOGBODYS standen da, zu dritt, ohne Bassist."Egal!", dachten wir, "Wir sind die DOGBODYS! Wir rocken auch ohne Tieftöner!" Und so legten wir los.
Edi trommelte, als gäbe es kein Morgen, und ich bearbeitete die Gitarre, als hätte sie mir den Parkplatz weggeschnappt. Das Ergebnis? Ein Sound, der irgendwo zwischen SEX PISTOLS auf Speed und einer Herde Elefanten im Porzellanladen lag.
Das Publikum, grösstenteils Studenten, war... gespalten. Die einen, wahrscheinlich irritiert von unserem energiegeladenen Auftritt und unserem britischen Sound, hielten uns glatt für waschechte Engländer. Manch einer schien nicht gerade begeistert und zog die Augenbrauen hoch, als hätte er gerade eine saure Zitrone gegessen. Andere wiederum – die wahren Kenner, versteht sich – flippten komplett aus! Sie sprangen, tanzten und feierten, als gäbe es kein Morgen. Es war chaotisch, es war laut, und es war der perfekte Start für die DOGBODYS. Wer braucht schon einen Bassisten, wenn man so viel Energie und ein paar völlig ausflippende Studenten hat?
2.Formation
Edi raus, Iggie rein, Stascha dazu – die Dogbodys sind nicht zu stoppen, nur kurz mal umbesetzt!
Das Rock'n'Roll-Karussell der DOGBODYS drehte sich unaufhaltsam weiter! Kaum hatten wir das Bassisten-Desaster vom ersten Gig verdaut, verabschiedete sich unser treuer Schlagzeuger Edi. Aber keine Panik, wir waren ja Profis (oder taten zumindest so). Schnell sprang Iggie Wiederkehr, alias "Iggie Le Combat", als temporäre Trommel-Heldin ein. Und als ob das nicht genug wäre, gesellte sich auch noch Stascha Bader, aka "Sex" (ebenfalls temporär), zu uns, um endlich mal konstant die tiefen Töne zu zupfen. Ein Bassist! Wir waren komplett, und diesmal sogar mit Absicht!
Mit dieser neuen Power-Besetzung stürmten wir am 10. Dezember die Bühne des Hotel Krone in Russikon (ZH) und teilten sie uns mit den legendären NASAL BOYS und HERTZ, bei denen niemand Geringeres als Dieter Meier selbst am Mikro stand.
Man konnte die kreative Energie förmlich knistern hören! Nur dreizehn Tage später, am 23. Dezember, gab's eine Zugabe mit den Nasal Boys im Drahtschmidli in Zürich (Drahtschmidli war gestern, Dynamo ist heute). Natürlich hatten wir noch weitere, kleinere Gigs. Wir waren auf dem Vormarsch – oder zumindest auf dem Weg zu mehr Gigs, die nicht in Kellern ohne Bassisten stattfanden. Die DOGBODYS waren bereit, die Welt zu erobern, oder zumindest ein paar weitere Zürcher Bühnen!
Spektakel in Russikon
DOGBODYS mit NASAL BOYS und HERTZ mit Dieter Meier
3. Formation
Als die DOGBODYS die Heilsarmee herausforderten und ab der Zürcher Bahnhofstrasse rockten.
Jetzt stiess Alec Von Tavel als Bassist bei uns ein und mit Hermi aka "Bad Ass", der vollständige Name habe ich leider vergessen, haben wir einen Drummer bekommen, den wir als Glücksgriff bezeichnet haben. Er war der Profi unter uns.
Endlich waren die DOGBODYS vollständig. Weitere Konzerte folgten im neuen Jahr im Jugendhaus Schindlergut, im Restaurant Ochsen und natürlich im Club Hey.
Am 2. März konnten wir es nicht zulassen, dass nur die Heilsarmee auf der teuersten Einkaufsstrasse der Welt ihre Lieder zum Besten geben durfte. Wir packten kurzerhand ein paar batteriebetriebe Pignose-Verstärker ein und machten uns auf, die Zürcher Bahnhofstrasse zu erobern und der Heilsarmee zu zeigen, wer die lauteste Truppe im Land sei. Der musikalische Angriff fand dann ein jähes Ende auf dem Polizeiposten im Hauptbahnhof. Mit dem Finden des richtigen Tatbestands hatten die anwesenden Polizisten dann aber einige Mühe, und so verabschiedeten sie uns schliesslich mit der freundlichen Bitte, in Zukunft die Heilsarmee nicht mehr zu konkurrenzieren.
ShopVille-Zürich und Bahnhofstrasse
Als die Punks das Restaurant zum Beben brachten!
Oh ja, dieser Gig war legendär! Das Restaurant hatte im Obergeschoss wirklich einen riesigen Saal, und der Besitzer war am Nachmittag, als wir unsere Anlage aufbauten und probten, noch die Freundlichkeit in Person. Ein echtes Lamm, dieser Kerl! Doch dann kam der Abend – und mit ihm unser Publikum.
Wow, waren das viele Punks! Die Halle füllte sich rasend schnell, und wir legten pünktlich los. Was dann geschah, war einfach nur ... Pogo-Wahnsinn! Die Menge tanzte wie wild, und wir drehten die Lautstärke natürlich noch weiter auf. Das ganze Restaurant zitterte, als wäre ein kleines Erdbeben über Wila hereingebrochen. Die Gläser klirrten, die Wände vibrierten, und wir, mittendrin, genossen jede Sekunde.
Der Besitzer, der vorher noch so freundlich war, mutierte plötzlich zu einem wütenden Ochsen. Mit zornigem Blick stürmte er auf unsere Geräte zu und zog die Stecker raus. Aber wer sind wir denn? Wir steckten sie einfach wieder ein und spielten weiter! Das Publikum war völlig aus dem Häuschen – die Energie war unbeschreiblich. Leider mussten wir das Konzert nach etwa 30 Minuten doch abbrechen. Der Besitzer war wohl kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Also packten wir unsere Instrumente, die Verstärker und das Schlagzeug – inklusive der treuesten Fans, die wohl dachten, das sei jetzt der ganz normale Tour-Wahnsinn – und verschwanden blitzschnell in die Zürcher Nacht. Unsere Mission: das Konzert entweder im Schindlergut oder im Drahtschmidli fortzusetzen. (Ich weiss nicht mehr genau, wo wir letztendlich gelandet sind, aber die Nachbarn wussten es am nächsten Morgen bestimmt!).
Plakate und Zeitungsartikel
Hot Love - Swiss Punk & Wave 1976-1980
Schweizer Punk: Mehr als nur Käse und Kuhglocken lärm! Man stelle sich vor: 1976. Die Schweiz, bekannt für Ruhe und Präzision. Und dann, BOOM! Der Punk taucht auf. Schweizer Punks? Eine absurde Vorstellung, oder? Doch weit gefehlt!
Lurker Grand hat mit "Hot Love - Swiss Punk & Wave 1976-1980" die Geschichte dieser kulturellen Revolution akribisch erforscht. Endlich erfahren wir, welche Protagonisten in Zürich, Genf und anderswo ihre Lederjacken zerrissen und ihre Haare zu beeindruckenden Igel-Frisuren stylten. Dieses fesselnde Buch ist kein langweiliges Geschichtswerk. Es erzählt von Musik, wilden Szenen und Ereignissen, die die Schweizer Kulturgeschichte aufmischten. Es beweist, dass selbst im Land der Berge und Schokolade eine subversive Energie brodeln kann.
Ich kann es allen nur wärmstens empfehlen! Hier noch einige Bilder, die die DOGBODYS ins Rampenlicht rücken:
Die legendäre Proberaum-Odyssee und Touren der DOGBODYS!
(betrifft nur die Formation 1-3)
Nach über 40 Jahren des Punkrock-Ruhms (und der damit verbundenen Gedächtnislücken) habe ich diese Liste erstellt, damit wir uns endlich erinnern können, wo der Lärm eigentlich seinen Ursprung hatte:
Der heimische Folterkeller: Ja, es begann klassisch – im eigenen Keller. Wahrscheinlich mit mehr Ratten als Fans, aber hey, das war authentisch! Und meine Mutter hat sich sicher gefreut, wenn der Bass durch die Decke dröhnte.
Albisriederplatz: Das rätselhafte Zwischenlager: Irgendwo in der Nähe vom Albisriederplatz, wo die Akustik wahrscheinlich aus purer Verzweiflung bestand. War es ein Bunker? Eine Garage? Ein aufgegebener Ziegenstall? Niemand weiss es genau, aber es hat funktioniert!
Gemeindezentrum Riesbach: Die Zähmung der Wilden: Wer hätte gedacht, dass Punkrock und Gemeindezentrum so gut zusammenpassen? Wir haben bewiesen, dass man auch zwischen Bastelgruppen und Senioren-Yoga die Welt retten kann – musikalisch, versteht sich.
Zürich Seefeld: Und wieder im Seefeld! War das der erste Schritt zur Kommerzialisierung? Oder einfach nur ein Keller mit besserer Belüftung? Wahrscheinlich Letzteres. Hauptsache, die Bässe haben die feinen Seefelder Bebauung erschüttert.
Triemli: Das Finale furioso (oder so): Irgendwo in einem Keller beim Triemli. War es der letzte Versuch, vor der Zivilisation zu fliehen? Oder einfach nur der einzige Ort, der noch freie Steckdosen hatte? Auf jeden Fall ein glorreiches Ende einer epischen Proberaum-Tour!
Die "DOGBODYS"-Tour: Wo der Punk wirklich bellte! (betrifft nur die Formation 1-3)
Nachdem wir uns mühsam durch die Proberaum-Odyssee gekämpft haben, war es an der Zeit, die Bühnen zu rekapitulieren, die wir mit unserem unvergleichlichen Punkrock-Sound beglückt (oder verstört) haben. Vollständigkeit? Äh, wer braucht das schon, wenn man so legendär war? Wir wissen ja selbst, dass wir sicher noch in jeder zweiten Absteige und jedem dritten Punker-Keller aufgetaucht sind, wo das Licht zu schlecht und der Schnaps zu billig war, um sich daran zu erinnern.
Hier sind die Meilensteine (oder eher Stolpersteine) unserer frühen Karriere:
17. Oktober 1977 – Der mysteriöse Studenten-Keller (Zürcher Englischviertel): Unser erstes "richtiges" Konzert! Wahrscheinlich haben wir mehr Bier als Töne produziert, aber hey, die Energie stimmte. Und die Studenten? Die waren froh, mal was anderes als ihre Vorlesungen zu hören.
10. Dezember 1977 – Hotel Krone, Russikon, ZH (mit NASAL BOYS und HERTZ mit Dieter Meier): Das war's! Der Abend, an dem wir den noch unentdeckten Dieter Meier (ja, DER Dieter Meier!) zum ersten Mal auf der Bühne erlebten. Was für ein Zufall, oder?
23. Dezember 1977 - Drahtschmidli in Zürich: Kurz gesagt: Es war laut, schräg und definitiv nicht für Leute mit empfindlichen Ohren. Wer da war, hat jetzt Tinnitus.
4. Februar 1978 – Restaurant Ochsen, Wila: Ein Restaurant? Ja, richtig gehört. Wir haben bewiesen, dass Punkrock auch zum Sonntagsbraten passt. Oder zumindest zum Verdauungsschnaps danach. Die Kellner waren wahrscheinlich begeistert und der Restaurantinhaber schmiss uns raus.
5. Februar 1978 – Schindlergut, Zürich: Von wegen Kulturzentrum! Wir haben das Schindlergut in einen Hexenkessel verwandelt. Oder zumindest in einen Topf, in dem es ordentlich brodelte.
?. Februar 1978 – Club Hey, Zürich: Das Fragezeichen steht hier für die allgemeine Verwirrung und den Rauch, der damals in diesem Club herrschte. Hauptsache, wir waren da und haben Lärm gemacht!
2. März 1978 – Im ShoVille und an der Zürcher Bahnhofstrasse: Ja, wir waren so gut, wir haben einfach gleich zwei Orte auf einmal bespielt! Oder wir sind nach dem ersten Gig einfach spontan auf die Bahnhofstrasse weitergezogen. Multitasking – schon damals.
5. März 1978 – Entertainer, Zürich (mit SPERMA, ihr erstes Konzert): Wir waren quasi die Geburtshelfer des Schweizer Punk! Wenn eine Band "SPERMA" heisst und bei ihrem ersten Gig mit uns spielt, dann weiss man, dass man am Puls der Zeit ist.
28. März 1978 – Club Low Live (eigentlich hiess er Club High Life), Zürich: Eine Location, die ihren Namen nicht leben konnte – bis wir kamen! Wir haben aus "High Life" im Handumdrehen "Low Live" gemacht. Nur, dass unser "Low Live" eigentlich High-Energy-Punk war.
29. März 1978 – Club Hey, Zürich (mit KLEENEX, ihr erstes Konzert): Schon wieder Club Hey! Und schon wieder durften wir Pate stehen für eine weitere legendäre Band. Und da war er also, der glorreiche Schlusspunkt der dritten DOGBODYS Formation.
Das Ende einer Ära für die DOGBODYS der 3. Formation
Im März/April 1978 kam das Ende für die dritte Formation der Punkband DOGBODYS . Unser damaliger Schlagzeuger, Hermi, verliess uns leider, um nach Afrika auszuwandern. Kurz darauf entschieden auch Alec und ich, die Band zu verlassen.So, liebe Freunde des gepflegten Lärms, jetzt ist es offiziell: Das war's dann endgültig mit der 3. Formation der legendären Punkband DOGBODYS! Hermi, Alec und ich – die wahren Visionäre des Chaos – zogen im März/April 1978 den Stecker. Oder, um es präziser zu formulieren: Wir warfen unsere Instrumente ins Gebüsch und rannten um unser Leben. Man könnte auch sagen, wir haben den Punk nicht nur gespielt, sondern auch gelebt.
Ray, der Unermüdliche (oder einfach nur Hartnäckige), versuchte die DOGBODYS noch am Leben zu erhalten.
Und siehe da, es gab tatsächlich noch eine 4. und 5. Formation! Man fragt sich, woher er die Motivation nahm, nachdem seine vorherigen Bandkollegen buchstäblich die Flucht ergriffen hatten.
Die 4. Formation hiess musikalisch Adi Strickler (Gitarre), Gianni Luder (Schlagzeug) und Martin de Boni (Bass) willkommen. Offenbar waren sie mutig genug, das Erbe der Gebüsch-Werfer anzutreten.
In der 5. Formation gesellten sich dann Smudi Gross am Bass und Dani Grässle an der Gitarre dazu. Man könnte meinen, Ray hatte ein Abo für neue Bandmitglieder.
Aber der eigentliche Clou kam im September 1978: Aus den DOGBODYS formierten sich kurzerhand TNT! Und das, glaube ich, sogar ohne Ray. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass die Band plötzlich den Namen wechselte, nachdem sie so viele Personalwechsel hinter sich hatte. TNT waren quasi die direkten Erben der ebenso chaotischen wie legendären DOGBODYS. Man könnte sagen, wir waren die Geburtshelfer einer Band, die den Punk-Wahnsinn weitertrug. Auch wenn wir selbst nicht mehr dabei waren, können wir mit Stolz sagen: Wir haben den Samen des musikalischen Wahnsinns gesät – und das ganz ohne uns die Finger schmutzig zu machen!
Und als wäre unsere Geschichte nicht schon kurios genug, haben die DOGBODYS tatsächlich auch noch ein Stück Musikgeschichte geschrieben, das über unser impulsives Instrumenten-Wegwerfen hinausgeht! Die späteren TNT produzierten die Vinyl-Single "Züri brännt" – ein Song, der ursprünglich noch aus der Feder der guten alten DOGBODYS stammte. Man könnte fast sagen, wir haben das Chaos nicht nur inszeniert, sondern auch vertont!Die Entstehungsgeschichte von "Züri brännt" ist, wie unsere Band, etwas chaotisch und lückenhaft dokumentiert. Was sich aber mit Sicherheit sagen lässt: Schon 1977 kritisierten die DOGBODYS mit ihrer Version von "Züri brännt" die "stieren" Verhältnisse in der Stadt. Wir waren also nicht nur auf der Flucht vor der Realität, sondern auch ihre musikalischen Kommentatoren. Als dann aus den DOGBODYS unter anderem die Band TNT hervorging, entstand 1979 eine neue Variante von "Züri brännt". Der Track, der auch im gleichnamigen Film zu hören ist, ist mit seinen 40 Sekunden herrlich kurz und prägnant. Der Song brachte für viele Aktivist*innen die Stimmung auf den Punkt und avancierte zu einer Art Hymne der Bewegung. Daneben kursierten zu unterschiedlichen Zeitpunkten immer wieder (leicht) andere Fassungen von "Züri brännt".Man sieht also: Selbst unser wilder Abgang konnte den musikalischen Funken nicht ersticken. Die DOGBODYS mögen im Gebüsch gelandet sein, aber unsere musikalische Hinterlassenschaft hat ihren Weg auf Vinyl und in die Ohren einer ganzen Bewegung gefunden!
Da haben wir's also! Die unglaubliche, atemberaubende und definitiv zu kurze Geschichte der Zürcher Punkgruppe, die zwischen '76 und '78 die Welt (oder zumindest ein paar Keller und Jugendzentren) unsicher machte. Wenn euch das nicht geflasht hat, dann wisst ihr auch nicht, was guter Punk ist!I
Ich hoffe, ihr hattet mindestens genauso viel Spass beim Lesen, wie die Band damals beim Proben – was, um ehrlich zu sein, vermutlich nicht viel war, da die meisten Punkbands eher auf Spontaneität als auf Perfektion setzten. Aber hey, darum ging's ja!
Eure Meinung ist gefragt! Und jetzt kommt ihr ins Spiel: Wenn ihr noch verrückte Anekdoten, vergessene Gig-Daten oder verschollene Fotos von dieser legendären (oder zumindest existierenden) Punkband DOGBODYS habt, immer her damit! Jedes Fitzelchen hilft, diese "kleine Story" zu einer ausgewachsenen Punk-Saga zu machen.